Arbeitsteilung

Am Beispiel der Landwirtschaft

Die Landwirtschaft erlaubt keine so mannigfaltige Aufgliederung der Arbeit und keine so vollständige Trennung eines Arbeitsgebietes von dem anderen. Es ist unmöglich, die Viehzucht dermaßen vollständig vom Ackerbau zu trennen, wie das im allgemeinen zwischen einem Zimmermann und Möbeltischler der Fall ist. Der Bauer wird immer pflügen, eggen, säen und ernten, da diese Tätigkeiten entsprechend den verschiedenen Jahreszeiten immer wieder verrichtet werden müssen, so daß es unmöglich ist, daß sich ein Bauer ununterbrochen nur mit säen beschäftigt. Deswegen ist die Steigerung der Produktivität in der Landwirtschaft begrenzt. In der Landwirtschaft ist die Arbeit reicher Ländern nicht erheblich produktiver als die der armen Länder. [S.12]

Am Beispiel der Nadelmanufaktur

Das Gewerbe des Nadelmachers ist ein Beispiel für eine Manufaktur, bei der sich die Arbeitsteilung schon ziemlich häufig durchgesetzt hat. Ein Arbeiter, der die Nadelherstellung nicht erlernt hat, kann an einem Tag selbst mit dem größten Fleiß vielleicht eine Nadel produzieren. Bei der manufakturmäßigen Nadelherstellung wird die ganze Nadelherstellung in verschiedene Teiloperationen zerlegt. Ein Arbeiter zieht den Draht, ein anderer richtet ihn, ein dritter zerschneidet ihn, ein vierter spitzt ihn zu, ein fünfter schleift das obere Ende, damit der Kopf angebracht werden kann. Die Herstellung des Kopfes erfordert ebenfalls zwei bis drei verschiedene Tätigkeitsoperationen, die Befestigung des Kopfes ist ein besonderer Arbeitsgang, das Reinigen der Nadel ein anderer. Sogar das Verpacken der Nadel ist ein eigener Tätigkeitsbereich. Auf diese Weise zerfällt die Herstellung von Nadeln in etwa 18 einzelne Teilvorgänge, wovon jede einzelne wiederum schon fast wieder ein einzelnes Gewerbe ist.
Durch die Arbeitsteilung werden in einer mittelmäßigen Nadelmanufaktur mit 10 Personen ca. 48.000 Nadeln mittlerer Größe pro Tag hergestellt. Hätte jeder Arbeiter die Nadeln alleine bearbeitet und fertiggestellt, hätte er ein geübter Arbeiter vielleicht 20 Nadeln pro Tag herstellen können. 10 einzelne Arbeiter hätte dann pro Tag 200 Nadeln hergestellt. Bei der Kooperation mittels Arbeitsteilung ergibt sich somit eine Steigerung der Arbeitsproduktivität gegenüber der Einzelanfertigung in Höhe des 240 fachen (= 24.000 %). [S.10 ff]

Am Beispiel einer Wollschere

Der Bergmann zur Förderung des Erzes, Ziegelbrenner und Maurer zum Bau des Schmelzofens, der Förster für den Waldanbau, der Holzfäller für das Schlagen der Bäume, der Köhler für die Holzkohle, der Metallurge zur Verhüttung der Erze, der Schmied, der Schleifer zum Schärfen der Schere.

Beispiel Leinen- und Wollmanufaktur

Flachsherstellung, Bleichen, Glätten, Färben, Zurichten

Am Beispiel eines Wollrocks

Ein Wollrock ist das Produkt der gemeinsamen Arbeit einer Vielzahl von Handwerkern: Schäfer, Wollsortierer, Wollkämmer (oder Krempler), Färber, Hechler, Spinner, Weber, Walker, Zurichter und viele andere vereinen ihre verschiedenen Fähigkeiten um selbst diese einfache Produkt herzustellen. Zuvor transportieren Fuhrleute und Händler das Material von einem Gewerbe zum anderen, die häufig in weit entfernten Landesteilen leben und arbeiten. Zur Herstellung eines Karren sind Stell- und Wagenmacher nötig, für den Bau eines Schiffes Bootsbauer, Seiler und Segelmacher. [S.17 ff]

Entwicklungsgrad einer Volkswirtschaft

Was bei einem rohen Zustand der Gesellschaft das Arbeitsergebnis eines einzelnen ist, pflegt auf einem fortgeschrittenen Niveau das Produkt mehrer zu sein. Gewöhnlich ist diese Trennung am weitesten in den Ländern vorangetrieben worden, die sich des höchsten Entwicklungsstandes der Wirtschaft und des allgemeinen Fortschritts erfreuen. In einer entwickelten Volkswirtschaft ist der Farmer in der Regel nur Farmer, der Manufakturist nur Manufakturist. [S.11]

Querverweise

Artikel Arbeitsteilung im Lexoekon