Vom Preis der Waren

aus Kapitel V Vom realen und nominellen Preis der Waren oder von ihrem Preis in Arbeit und ihrem Preis in Geld

„Jemand ist arm oder reich, je nachdem in welchem Grad er sich in den Genuß der notwendigen Artikel, der Annehmlichkeiten oder Vergnügungen des menschlichen Lebens leisten kann. … Er ist arm oder reich, dem Quantum Arbeit entsprechend, das er zu kaufen vermag. Daher stimmt der Wert einer beliebigen Ware für ihren Besitzer, der sie gegen andere Ware tauschen will, mit dem Quantum Arbeit überein, das er damit kaufen kann. Arbeit ist also das reale Maß des Tauschwertes aller Waren.“ S.40

Kommentar:
Der 1. Satz entspricht der Reichtumsdefinition anhand des Grades der Bedürfnisbefriedung in der konsIkon (siehe Link).
Der 2. Satz geht schon wieder vom Kauf und Verkauf der Waren aus und setzt damit das Geld voraus. Außer dem Tausch via Geld ist aber auch noch der direkte Warentausch möglich. Sicherlich sind Spezialisierung, Arbeitsteilung und Warentausch via Geld ein größer Fortschritt, aber es ist auch möglich, alle Produkte, die man zum Leben braucht, selber herzustellen. Wie reich ist man dann, wenn man alles hat, was man braucht?
3. Satz: Abgesehen davon, daß die Arbeit eine Tätigkeit und damit keine meßbare Größe bzw. kommensurable Eigenschaft einer Ware ist, wie kommt Smith zu der Behauptung, daß die Arbeit, welche in einer Warenmenge W1 stecken mag, gleich der Arbeit sei, die in einer Warenmenge W2 steckt? Man denke an den Betrug der Weißen, welche die Indianer Amerikas mit Glaskugeln um die Erträge ihrer Jagd brachten. Man denke an den Betrug der Bankeigentümer, welche mit der Anfertigung von Papierzetteln namens Euro weit weniger beschäftigt sind, als die Arbeiter, deren Produkte die Bankeigentümer für diese Papierzettel kaufen.
4. Satz: Arbeit ist eine Tätigkeit des Menschen und damit keine Eigenschaft einer Ware. Damit kann sie auch nicht das Maß des Tauschwertes sein!

„Der reale Preis jedes Dings, das, was es einen Menschen kostet, der es zu erwerben wünscht, ist die Mühe und Beschwerlichkeit des Erwerbs.“ S.40

Auf Seite 17 definiert A Smith des Warenpreis noch als jene Warenmenge, die gegen eine andere Warenmenge getauscht wird (siehe Link). Auf Seite 40 soll der Preis auf einmal ´Mühe und Beschwerlichkeit´ des Erwerbs sein. ´Mühe´ und ´Beschwerlichkeit´ sind ganz subjektive Eigenschaften der Arbeit und keine reale Mengen! Smith wechselt also ohne jede Vorwarnung die Kategorien – oder vielleicht konnte er sich auf Seite 40 nicht mehr erinnern, was er auf Seite 17 geschrieben hat.

„Was jedes Ding für denjenigen wert ist, der es sich verschafft hat und der es zu veräußern oder gegen etwas auszutauschen wünscht, ist die Mühe und Beschwerlichkeit, die es ihm selbst erspart und anderen auferlegt.“ S.40

Vorsicht! Einen Satz weiter vorn, spricht A Smith vom Preis eines Dings, was nach unserem Verständnis beides reale Menge sind. ´Ding´ ist eine reale Menge und ´Preis´ ist eine reale Menge. Einen Satz später spricht er vom Wert eines Dings, was nach unserem Verständnis eine Eigenschaft des Dings selber sein muß. Die subjektiven Eigenschaften der Arbeit (Mühe und Beschwerlichkeit) macht er jetzt zu Eigenschaften des ´Dings´. Das ist meiner Meinung nach aber ein gravierender Kunstfehler. Man kann die Eigenschaften von Eiern nicht einfach dem Mehl unterjubeln, nur weil beides zusammen Pasta ergibt.

„Arbeit war der erste Preis, das ursprüngliche Kaufgeld, womit alle Dinge bezahlt wurden.“ S.41

Arbeit ist eine Tätigkeit, Geld ist eine reale Menge. Arbeit ist eine völlig andere Kategorie als Geld.

„Nicht mit Gold oder Silber, sondern mit Arbeit wurde der gesamte Reichtum der Welt ursprünglich erworben.“

A Smith verwechselt ´erarbeiten´ mit ´erwerben´. Sämtliche Produkte, mit denen die Menschen ihre Bedürfnisse befriedigten wurden erarbeitet. Produkte, welche Kaiser und Könige für ihr Luxusleben verzehrten, wurden von Sklaven erarbeitet und von den Herrschern konsumiert. Selbst das Gold und Silber, mit dem sich Kaiser und Könige Diamanten, Uniformen und Gewürze kauften, wurde von Menschen gewonnen (erarbeitet), ebenso wie die Diamanten, welche von Sklaven anderer Herrscher gewonnen wurden.

„Sein Wert [gemeint ist der Wert der Arbeit] stimmt für diejenigen, die ihn besitzen und gegen neue Produkte auszutauschen wünschen, genau mit dem Quantum Arbeit überein, das sie damit kaufen oder kommandieren können.“ S.41

Wie kommt A Smith zu dieser Annahme??? Ein Sklave besitzt seine Arbeitskraft. Die muß er irgendwie verausgaben, um die Bedürfnisse irgendeines Herrschers zu befriedigen. Außer ein paar Schlägen vom Aufseher bekommt er dafür vielleicht noch eine Wassersuppe mit Brot. Wie kommt A Smith jetzt zu der Annahme, daß in dem Produkt, was der Sklave in 10 bis 12 Stunden Arbeitszeit pro Tag hergestellt hat, genauso viel Arbeitszeit steckt, wie in der Wassersuppe mit Brot??? So viele Tomaten kann man doch gar nicht auf den Augen haben!

„Der Tauschwert jedes Dings muß mit dem Ausmaß an Kaufkraft, womit es seinen Eigentümer ausstattet, immer genau übereinstimmen.“ S.41

Smith setzt zwei Größen (Tauschwert und Kaufkraft) einander gleich, ohne zu wissen, ob sie überhaupt komparabel (vergleichbar) sind. Zur Definition des Tauschwertes siehe Link. Zum Kommentar über die Größe ´Kaufkraft´ siehe Link.

„Aber obgleich die Arbeit das reale Maß des Tauschwertes aller Waren bildet, wird deren Wert gewöhnlich nicht in Arbeit veranschlagt.“ S.41

Wenn Smith das Wort ´Arbeitszeit´ statt ´Arbeit´ verwendet hätte, dann wäre der Nebensatz die Definition des Produktwertes und der Hauptsatz die Definition des Tauschwertes, wenn er noch hinter die Zuordnung τ1 = p2 und τ2 = p1 gekommen wäre.

„Oft ist es schwierig, das Verhältnis zwischen zwei verschiedenen Arbeitsmengen zu ermitteln.“ S.41

Verwende ´Arbeitszeit´ statt ´Arbeitsmenge´, dann siehe oben.

„Es wird nicht immer ausschließlich durch die bei zwei verschiedenen Arbeitsarten verausgabte Zeit bestimmt. Ebenso muß der dabei aufgebotene unterschiedliche Grad an Mühe und geistiger Anspannung in Rechnung gestellt werden.“ S.41

´Mühe´ und ´geistige Anstrengung´ sind durchaus weitere Eigenschaften der Arbeit. Aber erstens sind ´Mühe´ und ´geistige Anstrengung´ nicht miteinander vergleichbar und zweitens ist weder die ´Mühe´ noch die ´geistige Anstrengung´ eine kommensurable Größe. Es bleibt also bei der Arbeitszeit. Zum einen ist die Arbeitszeit eine kommensurable (also meßbare) Größe, zum anderen sind die Arbeitszeiten, welche in W1 und W2 stecken miteinander vergleichbar.

„In einer Stunde angestrengter Tätigkeit kann mehr Arbeit als in zwei Stunden leichter Beschäftigung geleistet werden, …“ S.41

´Mehr Arbeit´? Man kann zwei verschiedene Tätigkeiten (z.B. Holz hacken und Haare schneiden) nicht miteinander vergleichen. Wenn Smith aber meint, daß ein Holzfäller in einer Stunde angestrengter Tätigkeit mehr Holz hackt, als ein zweiter Holzfäller in zwei Stunden ´leichter Beschäftigung´, dann der Begriff ´mehr Arbeit´ zwei reale Mengen vergleichen. Angenommen Holzfäller A hat in 1 Stunde 10 m³ Holz gehackt und Holzfäller B hat in 2 Stunden nur 1 m³ Holz geschafft. Dann sind 10 m³ Holz mehr als 1 m³ Holz – und in beiden Mengen H1 (also in den 10 m³ Holz von A) und in H2 (also dem 1 m³ Holz von B) steckt unterschiedlich viel Arbeitszeit. In H1 steckt 1 h Arbeitszeit, in H2 stecken 2 h Arbeitszeit – das ergibt die konsequente Anwendung der Produktwertdefinition. Soweit ist alles korrekt. Aber es bleibt die spannende Frage, ob Holzfäller B seine 2 h individueller Arbeitszeit beim Tausch oder Verkauf auch gesellschaftlich anerkannt bekommt? Oder ob Käufer C nur 6 min/m³ Holz anerkennt?

„In einer Stunde Arbeit [kann] in einem Gewerbe, dessen Erlernung 10 Arbeitsjahre erfordert, mehr als während einer einmonatigen Tätigkeit in einem gewöhnlichen und alltäglichen Beruf [geleistet werden].“ S.41

Hier die gleiche Frage wie oben, was bedeutet ´mehr Arbeit´? Zur Abschreibung der 10 Lehrjahre, oder die Übertragung von vergangener Arbeitszeit auf die später produktive Arbeitszeit siehe Beispiel Zahnarzt in Wertigkeit einer Zahnarztstunde.

„Viel häufiger als mit der Arbeit werden die Waren untereinander getauscht und verglichen.“ S.42

Tauschen ist etwas anderes als vergleichen! Von den Waren kann man nur Eigenschaften der gleichen Art miteinander vergleichen, also Gewicht mit Gewicht, Volumen mit Volumen oder halt Arbeitszeit mit Arbeitszeit. Man kann aber keine Eigenschaften tauschen. Man kann nicht 24°C mit 5 Liter tauschen! Man kann nur reale Mengen gegeneinander tauschen. Smith verwechselt da also was.

„Es ist deshalb natürlich, ihren Tauschwert nach der Menge irgendeiner anderen Ware zu berechnen.“ S.42

Smith sitzt einem weit verbreiteten Fehler auf: er verwechselt Größen und reale Mengen (Tauschwert und Warenmenge) und macht gleich den nächsten Fehler, wenn er beides einander gleichsetzt, nach der Art τWarenmenge 1 = W2. Die Geschwindigkeit eines Autos ist aber nicht das Gleiche wie 80 Motorräder. Wir bezeichnen diese Irrtümer als Kategorienfehler.

„Unter einem Quantum Arbeit kann sich niemand etwas vorstellen, weil es ein abstrakter Begriff ist, der zwar ausreichend verständlich gemacht werden kann, aber insgesamt nicht so natürlich und klar ist.“ S.42/adapt d IE2019

Was ´Arbeit´ ist, weiß jeder, der schon mal irgendetwas hergestellt hat. ´Quantum´ bedeutet soviel wie Menge, Quantität, Anzahl. Nun ist eine Zahl (z.B. eine 5) etwas anderes als eine reale Menge (z.B. 5 kg Kartoffeln). Zahlenmengen (z.B. die Menge der natürlichen Zahlen) sind wiederum etwas anderes als die Menge aller Waren. Man muß also genau aufpassen, welche Kategorie ein Begriff ausdrücken soll (siehe MEGW-Konzept). Eine ´Menge Arbeit´ läßt sich am einfachsten über die Arbeitszeit erfassen, die wiederum ein sehr natürliche, klare und eingängige Größe ist.

„Für den Fleischer ist es folglich natürlicher und klarer, den Wert des Fleisches in der Geldmenge zu schätzen.“ S.42

Wiederholung der oben nachgewiesenen Kategorienfehler. Der Wert des Fleisches ist eine Eigenschaft (Größe). Eine Geldmenge ist eine reale Menge. Eigenschaften und reale Mengen sind miteinander niemals vergleichbar. Korrekt wäre: der Tauschwert des Fleisches ist gleich dem Produktwert einer Geldmenge. Beachte: der Tauschwert des Fleisches hat nichts mit dem Produktwert des Fleisches zu tun!

„Ebensowenig kann eine Ware, deren Wert selbst dauernden Schwankungen unterworfen ist, kein exaktes Maß des Wertes für andere Waren darstellen.“ S.43

Smith spricht hier vom Produktwert. Das Maß des Produktwertes ist die Arbeitszeit. Das Maß der Zeit ist physikalisch definiert und für alle verbindlich. Was sich ändert, wenn der Produktwert von Gold oder Silber sinkt, weil die Förderung in den reichen amerikanischen Minen pro Gramm weniger Arbeitszeit kostet als in den deutschen, dann ändert sich die Goldmenge die man gegen eine Ware tauschen muß, deren Produktwert konstant geblieben sei. Es ändern sich die Mengenverhältnisse – aber nicht das Maß des Wertes!

„Gleiche Quantitäten Arbeit müssen zu allen Zeiten und an allen Orten für den Arbeiter denselben Wert haben.“ S.43

Zwei Seiten weiter vorn (S.41) hat er noch behauptet: „In einer Stunde …“ (siehe dortige Kommentare).

„In seinem normalen Zustand von Gesundheit, Kraft und Tätigkeit und mit dem Durchschnittsgrad an Geschicklichkeit muß er immer den gleichen Teil seiner Ruhe, Freiheit und seines Glücks hingeben.“ S.43

Ich glaube, bei genauerem Nachdenken kommt jeder dahinter, daß Glück nichts mit Arbeitszeit zu tun hat, oder?

„Welches also immer die Quantität an Waren ist, die er als Entlohnung für seine Arbeit erhält, der Preis, den er zahlt, ist immer derselbe“ S.43

Vorsicht! Smith verwechselt wieder mehrere Vorgänge und Sachverhalte.
Analyse der ersten beiden Teilsätze: In der Zeit, wo Arbeiter A arbeitet, stellt er eine Warenmenge W1 her. Für diese Warenmenge W1 erhält er (von wem auch immer) ´als Entlohnung für seine Arbeit´ eine Warenmenge W2. Die Warenmenge W1 ist für A somit der Preis für Warenmenge W2 (siehe Preisdefinition in der konsIkon). In Verbindung mit dem vorherigen Satz, gibt der Arbeiter zur Herstellung der Warenmenge W1 seine Ruhe und seine Freiheit. Ruhe und Freiheit sind aber Eigenschaften und keine reale Mengen, sie können im ökonomischen Sinne also nicht der Preis sein! Die Aussage ´…, der Preis, den er zahlt, ist immer derselbe´ ist falsch.

„Zu allen Zeiten und an allen Orten ist das teuer, was schwer zu bekommen ist oder dessen Erlangung viel Arbeit kostet, und das billig, was leicht oder mit sehr wenig zu haben ist.“ S.43+44

Smith spricht hier vom Tauschwert. Möchte (oder muß) man für eine Warenmenge W2 eine Warenmenge W1 tauschen, in der mehr Arbeitszeit steckt als in W2, dann ist W2 ´teuer´. Der Produktwert von W1 ist größer als der Produktwert von W2 (oder p1 > p2). Der Produktwert von W1 ist aber der Tauschwert von W22 = p1 ) – also spricht Smith hier vom Tauschwert!

„Nur die Arbeit ändert niemals ihren eigenen Wert und ist daher allein das endgültige und reale Maß, durch das der Wert aller Waren jederzeit und allerorts gemessen und verglichen werden kann.“ S.44

Im Gegensatz zum vorigen Abschnitt spricht Smith hier vom Produktwert der Waren – und hat völlig recht, wenn wir ´Arbeit´ durch ´Arbeitszeit´ ersetzen.

„Arbeit ist ihr wirklicher und Geld ist nur ihr nomineller Preis.“ S.44

Da Smith nicht zwischen den beiden Größen Produktwert und Tauschwert unterscheidet verwechselt er zur Erklärung der Phänomene wieder Größen, reale Mengen und Tätigkeiten. Arbeit ist eine Tätigkeit, demzufolge kann sie nicht der Preis sein, weil der Preis eine reale Menge ist. Aber die Dauer der Arbeit bestimmt den Produktwert einer Ware. Auch das Geld kann nicht der ´Wert der Ware´ sein, weil der Warenwert eine Größe und Geld eine reale Menge ist. Im Austausch erscheint auf einmal der Tauschwert einer Ware, der aber nichts mit dem eigenen Produktwert zu tun hat, sondern als der Produktwert der anderen Ware definiert ist (τ1 = p2). Eine Geldmenge G ist wiederum der Preis für eine Warenmenge W, wenn G gegen W getauscht wird. (Was häufig vergessen wird, zu dem Vorgang G ⇔ W gehören zwei Personen und für beide muß die Preisdefinition gleichermaßen gelten. Aus Gründen der Symmetrie ist für den Verkäufer von W die Warenmenge W der Preis für die Geldmenge G.)
Korrekterweise müßte die Aussage wie folgt lauten: Die zur Herstellung erforderliche Arbeitszeit bestimmt den Produktwert einer Ware und der Tauschwert der Ware wird durch den Produktwert des Geldes bestimmt (aber nur, wenn W gegen G getauscht wird).

„Obwohl nun für den Arbeiter gleiche Arbeitsquantitäten immer den gleichen Wert besitzen, scheinen sie demjenigen, der den Arbeiter beschäftigt, manchmal von größerem und manchmal von geringerem Wert zu sein. Er kauft sie bald mit mehr, bald mit weniger Waren, und für ihn sieht es so aus, als würde der Preis der Arbeit gleichfalls schwanken wie bei allen anderen Dingen; er scheint ihm in dem einen Fall hoch und im anderen niedrig zu sein. In Wirklichkeit sind es aber die Waren, die das eine Mal billig und das andere Mal teuer sind.“ S.44

Wir sehen einmal von den Produktwerten, die während einer Arbeitsstunde von Maschinen und Anlagen – aber auch von der Ausbildungszeit des Arbeiters auf die in dieser Stunde hergestellten Waren übertragen werden, ab und nehmen an: eine Stunde Arbeitszeit ist eine Stunde Arbeitszeit. In diesem Sinne hat A Smith mit dem ersten Hauptsatz recht. Was ist nun mit demjenigen, der den Arbeiter beschäftigt? Derjenige, der den Arbeiter beschäftigt, kauft dem Arbeiter die in dieser Stunde hergestellten Warenmenge ab. Aus Sicht des Fabrikanten handelt es sich um den Vorgang G1 ⇔ W. Der Fabrikant kauft die Warenmenge W aber nur deshalb, weil er sie in einem zweiten Vorgang wieder verkaufen will, was nach unserer Konvention dem Vorgang W ⇔ G2 entspricht. Erst nach dem Verkauf der Warenmenge W weiß der Fabrikant, wieviel der individuellen Arbeitszeit des Arbeiters durch den Produktwert der Geldmenge G2 gesellschaftlich anerkannt wurde. Der erste Vorgang wird im allgemeinen einmal pro Monat vollzogen, nämlich dann, wenn der Arbeiter seinen Lohn erhält. Ob der Wert der ´1 h Arbeitszeit´ im zweiten Monat größer oder kleiner ist, kann der Fabrikant aber erst feststellen, wenn er den Erlös für die Warenmenge Wb mit dem Erlös für die Warenmenge Wa aus dem ersten Monat vergleicht. Erst nach Vollzug des zweiten Verkaufes kann der Fabrikant die Produktwerte der beiden Geldmengen G2a und G2b miteinander vergleichen. Erst dann kann der Fabrikant feststellen, ob die 1 Stunde Arbeitszeit des Arbeiters im Monat a einen kleineren oder größeren Tauschwert hat, als die 1 h Arbeitszeit im Monat b. Der Fabrikant kauft die Warenmenge, die der Arbeiter in 1 h produziert meist mit der gleichen Geldmenge, nämlich dem sogenannten Stundenlohn, also einer Geldmenge pro Stunde Arbeit. Gegen welche Geldmenge der Fabrikant diese Warenmenge auf dem Markt verkaufen kann, sieht er aber erst nach dem Verkauf – deshalb schwankt aus seiner Sicht, der ´Wert der Arbeit´. Es ist aber der Tauschwert – und nicht der Produktwert der hergestellten Waren!

„Fürsten und Staatsoberhäupter haben sich oft eingebildet, daß sie einen zeitweiligen Gewinn aus der Verminderung der Menge des in ihren Münzen enthaltenen reinen Metalls ziehen. Aber sie haben sich selten vorgestellt, daß sie von deren Vermehrung einen Vorteil haben. … Solche Veränderungen führen also fast immer zur Schwankung des [Produkt- und Tausch]Wertes einer Geldrente.“ S.45

Kommentar zu ersten Satz: Die Fürsten und Staatsoberhäupter (inklusive der kirchlichen Münzherren) haben sich den Vorteil nicht nur eingebildet, sondern tatsächlich gehabt. Wenn man vor einem Münzverruf alle Solidi a 8 g Gold einzieht, daraus neue Solidi a 4 g prägt und den Neu-Solidi als gleichwertig wie den Alt-Solidi ausgibt, haben die Fürsten, Staatsoberhäupter und Kirchenherren die doppelte Menge an Neusolidi, welche sie beim arbeitenden Volk gegen Käse, Wurst und Wein eintauschen können.
Kommentar zum zweiten Satz: Von einer Erhöhung der Edelmetallmenge pro Münze haben die Fürsten, Staatsoberhäupter und Kirchenherren keinen Vorteil, deshalb haben sie es nie gemacht.
Kommentar zum dritten Satz: Mit dem Papiergeld namens 10 Euro-Schein oder dem eMoney (ebenfalls namens Euro) ist der Produktwert des Geldes auf Null Sekunden gesunken. Der Tauschwert des Euros für die Geldschöpfer bleibt aufgrund der relativ konstanten Stundenlöhne ziemlich stabil (Vorgang Ware ⇔ Euro aus Sicht des Arbeiters). Aufgrund der beliebig ausweitbaren ´Euro-Menge´ durch die Geldschöpfer (auch Inflation genannt) sinkt aber für den Arbeiter (der nach dem ´Verkauf´ seiner Arbeitsprodukte ja den Euro als Lohn besitzt) der Tauschwert pro Euro kontinuierlich, nämlich dann, wenn er seine ersparten Euros wieder gegen Waren eintauschen will (Vorgang Euro ⇔ Waren).

„Die Arbeit[zeit] ist also, das zeigt sich offensichtlich, sowohl das einzig universelle als auch einzig genaue Maß des [Produkt]wertes oder der alleinige Maßstab, durch den jederzeit und allerorts die [Produkt]werte der verschiedenen Waren verglichen werden kann.“ S.48

[Einschübe] durch Iko Nomikus

„Gold für größere Zahlungen, Silber für Käufe von mäßigem Wert und Kupfer für diejenigen Käufe mit noch geringerem Wert.“ S.50

„Eine derartige Regelung würde ausschließlich die Bankiers treffen.“ S.58

„Es ist zu beachten, daß ich unter dem Geldpreis der Waren immer die Menge an reinem Gold oder Silber verstehe, wogegen sie verkauft werden und zwar ohne jede Berücksichtigung des Nennwertes der Münzen.“ S.61