Vom Ursprung und der Verwendung des Geldes

aus Kapitel IV Vom Ursprung und der Verwendung des Geldes

„Vieh (Ochsen, Häute, gegerbtes Leder), Salz, Muscheln, Stockfisch, Tabak, Zucker, Nägel, … (Aufzählung auf S.32)
Metalle (nicht verderblich, beliebig teilbar und wieder zusammenfügbar) wie z.B. Eisen, Kupfer, Silber, Gold als ungestempelte Barren
Nachteile ungestempelter Barren: Gewicht und Zusammensetzung unbekannt (bzw. manipulierbar) und mußte dadurch bei jedem Tauschvorgang erneut bestimmt werden.
Problemlösung: ‚amtliche Stempel auf bestimmte Mengen jener Metalle zu prägen, die zum Kauf von Waren dienten'“.

„Hier liegt der Ursprung des gemünzten Geldes.“ (S.34)

Die Betonung liegt auf ´gemünzt´!!! denn auch gewöhnliche Metallbarren sind Geld!

„Die ersten amtlichen Stempel, mit dem die Währungsmetalle versehen wurden, sollten meistens die Qualität oder den Feingehalt des Metalles verbürgen.“ (S.35)

siehe Artikel Münzen im Lexoekon

„Die Münznamen (-bezeichnungen) scheinen ursprünglich das Gewicht oder die in den Münzen steckenden Metallmengen ausgedrückt zu haben. Zur Zeit des Servius Tullius, der als erster in Rom Münzen prägen ließ, verkörperte das römische As oder Pondo ein römisches Pfund guten Kupfers. Es war in der gleichen Weise wie unser Troyes-Pfund in 12 Teile a 1 Unzen unterteilt, von denen jede eine volle Unze guten Kupfers enthielt.“ AS, übers v P Thal in Reichtum, S.36
„Das englische Pfund Sterling enthielt zur Zeit Eduards I (Regierungszeit 1271-1307 uZ) ein Pfund Silber (nach dem im Tower hinterlegten Pfund-Normal) mit einem bestimmten Feingehalt. Das Tower-Pfund scheint etwas schwerer als das römische und etwas leichter als das Troy-Pfund gewesen zu sein.“ AS, dt P Thal in Reichtum, S.36

Münzverruf

„Ich glaube, daß die Fürsten und Staatsoberhäupter in jedem Land der Welt das Vertrauen ihrer Untertanen aufgrund ihrer Habsucht hintergangen und diese betrogen haben, indem sie die Metallmengen, die ursprünglich in den jeweiligen Münzen enthalten waren, schrittweise verringerten. … Durch die Verringerung der Metallmengen pro Münze um 1/x-tel konnte nach dem Münzverruf das x-fache an neuen Münzen ausgegeben werden. Dadurch wurden die Staatsherren in die Lage versetzt, ihre Schulden mit einer geringeren Metallmenge zu bezahlen, als ursprünglich erforderlich gewesen wäre. Auch alle anderen Schuldner im Staat kamen in den Genuß dieses Vorteils, die Betrogenen waren die Gläubiger. Wenn sie nach alter Münzordnung 100 g Gold verliehen hatten, bekamen sie nach dem Münzverruf nur noch 10 g oder weniger zurück, weil die neuen Münzen mit der gleichen Bezeichnung wie die alten ausgegeben wurden. Solche Operationen waren für Privatpersonen ruinös und haben erheblichere Umschichtungen des Vermögens hervorgerufen als ein öffentlicher Notstand.“ S.37ff

Gebrauchswert und Tauschwert

„Das Wort Wert besitzt zwei verschiedene Bedeutungen. Es drückt manchmal die Nützlichkeit eines bestimmten Gegenstandes aus und manchmal die durch den Besitz dieses Gegenstandes verliehene Fähigkeit, andere Waren zu kaufen. Das eine kann man Gebrauchswert, das andere Tauschwert nennen.“ S.38

Kommentar: Es ist schon mal richtig, daß das Wort Wert mehrere und z.T. verschiedene Bedeutungen besitzt. Wenn wir annehmen, daß mit der Nützlichkeit eines bestimmten Gegenstandes die Fähigkeit gemeint ist, ein bestimmtes Bedürfnis zu befriedigen, dann entspricht das meiner Definition des Gebrauchswertes. Der Wunsch, eine Ware zu kaufen, ist aber auch ein Bedürfnis. Somit entspricht diese Fähigkeit auch der Eigenschaft, welche wir Gebrauchswert nennen. Adam Smith redet hier also beides mal von ein und derselben Eigenschaft, welche als Gebrauchswert definiert wird: die Fähigkeit eines oder mehrere menschliche Bedürfnisse befriedigen zu können. (siehe Link zur Gebrauchswertdefinition in der konsIkon)

„Die Gegenstände, die den größten Gebrauchswert haben, besitzen häufig einen geringen oder gar keinen Tauschwert, während andererseits diejenigen, die den größten Tauschwert haben, oft einen geringen oder keinen Gebrauchswert besitzen. Nichts ist nützlicher als Wasser, aber man kann damit kaum etwas kaufen oder eintauschen. Ein Diamant hingegen hat kaum einen Gebrauchswert, aber es ist häufig eine große Menge anderer Waren dafür im Austausch erhältlich.“ S.38+39

Kommentar: Der Gebrauchswert ist zunächst einmal eine Eigenschaft einer realen Menge. Wir haben diese Eigenschaft als die Fähigkeit, ein menschliches Bedürfnis befriedigen zu können, definiert. Daher hat diese Eigenschaft nur zwei Ausprägungen. Dieser Eigenschaft entspricht also einer binären Größe, die nur zwei verschiedene Werte annehmen kann. Da wir die Größe genauso bezeichnen wie die zugrundeliegende Eigenschaft, nennen wir diese Größe auch Gebrauchswert. Der Gebrauchswert als Größe kann aber nur die beiden Werte ´der Gegenstand kann ein Bedürfnis befriedigen´ oder ´der Gegenstand kann kein Bedürfnis befriedigen´ annehmen. Ein Gegenstand hat entweder einen Gebrauchswert oder er hat keinen Gebrauchswert – ein geringer Gebrauchswert geht nicht. Eine bestimmte Menge Wasser hat einen Gebrauchswert, wenn man damit ein Bedürfnis befriedigen möchte (z.B. ein Glas Wasser was man trinken möchte, wenn man Durst hat). Diese Menge Wasser hat aber keinen Gebrauchswert mehr, wenn man mit dem Glas Wasser ein Feuer löschen möchte. Selbst ein normaler Mensch hat eine Vielzahl von Bedürfnissen, die man nicht alle mit ein und derselben Menge eines bestimmten Gegenstandes befriedigen kann. Aus diesem Grund hat die Größe Gebrauchswert mehrere Dimensionen, die wir auch als die tensoriellen Eigenschaften dieser Größe bezeichnen (siehe Link). So hat Adam Smith völlig korrekt erkannt, daß man für gewöhnlich nichts gegen ein Glas Wasser eintauschen kann. Dieses Bedürfnis kann also mit einem Glas Wasser nicht befriedigt werden. Der Gebrauchswert dieser Bedürfnisdimension ist also gleich Null (wenn wir ´kann nicht befriedigen´ mit Null kodieren).
Mit dem Diamanten kann man wiederum seinen Durst nicht stillen, also ist diese Bedürfnisdimension seines Gebrauchswertes gleich Null. Dagegen kann man einen Diamanten zwar potentiell (also der Möglichkeit nach) gegen viele Waren tauschen, konkret kann man einen Diamanten aber immer nur gegen eine bestimmte Warenmenge tauschen. Das konkrete Bedürfnis, einen Gegenstand zu besitzen, den man potentiell gegen viele andere Waren tauschen kann, kann mit einem Diamanten also befriedigt werden. Der diesbezügliche Gebrauchswert eines Diamanten beträgt also 1 (wenn wir ´der Gegenstand kann ein Bedürfnis befriedigen´ mit 1 kodieren). Die Vielzahl der Waren, gegen die ein Diamant getauscht werden kann, hat nichts mit der Größe des Gebrauchswertes zu tun.
Diese Smithsche Tauschwert entspricht also eher seiner eigenen Gebrauchswertdefinition und hat nichts mit dem Tauschwert in der naturwissenschaftlich konsistenten Ökonomie zu tun (siehe Link zur Tauschwertdefinition in der konsIkon).

„Um die Grundsätze zu erforschen, die den Tauschwert der Waren bestimmen, werde ich mich bemühen, folgende Fragen zu beantworten: 1. Was ist das wirkliche Maß des Tauschwertes, oder worin besteht der reale Preis aller Waren?“ S.39

Kommentar: Bereits die Frage enthält einen Widerspruch. Das Maß des Tauschwertes muß eine Eigenschaft sein, der Preis ist aber eine reale Menge. Die Begründung, warum der Preis eine reale Menge sein muß, finden sie in der konsIkon (siehe Link). Mengen und Eigenschaften sind aber niemals das Gleiche (siehe Link zu den naturwissenschaftlichen Prinzipien der Ökonomie). Wenn Adam Smith nach dem Preis einer Ware sucht, kann er niemals das Maß des Tauschwertes finden. Wenn er das Maß des Tauschwertes gefunden hat, wird er es niemals einer einzigen realen Menge zuordnen können.